Calla – Kann der Whisky was?

Diese Frage wird wohl jeden beschäftigen, der mit dem Gedanken spielt, eine Flasche Whisky von einem einzelnen Fass zu kaufen. Solche Einzelfässer einer Abfüllung sind untereinander oft ähnlich, manchmal aber auch einzigartig. Das Holz der Fassdauben, die Stelle der Lagerung und die Arbeit, die beispielsweise der Bourbon in der Vorbefüllung über die Jahre hinweg hinterlassen hat, prägen den Charakter des darin reifenden Whiskys entscheidend mit. Sind die Flaschen dieses einzelnen Fasses verkauft, wird es nie wieder einen identischen Whisky geben. Wir von der Islay Cask Company sind sehr stolz darauf, Ihnen ausschließlich diese besonderen und einzigartigen Whiskys anzubieten. Daher ist es natürlich notwendig, den Whisky ein wenig zu beschreiben, um einen Eindruck zu vermitteln, welche Emotionen und Geschmackserlebnisse ein solcher Tropfen hervorrufen kann. Dass solche Eindrücke hoch individuell und von der eigenen Geschmacksbiografie abhängen, zeigt sich in den vielen Treffen von Whiskyfreunden auf der ganzen Welt, die über Fasseinfluss, Reifung, Geschmack und eben alle die wunderbaren Dinge um den Whisky philosophieren – so wie wir.

Nummer zwei: Calla – das gelungene Wagnis!

Darf man Hand an ein Produkt legen, das mit einer über 150-jährigen Tradition von Meistern ihres Faches hergestellt wird und im Stil unverkennbar Anerkennung und Freunde auf der ganzen Welt genießt?

Sollte man es sich als Genießer, der keinerlei Erfahrung mit der Produktion von Whisky hat, anmaßen, ein für gut befundenes Produkt zu verbessern, zu verändern, zu veredeln?

Nun, wir haben diese Frage für uns mit „Warum nicht?“ beantwortet und sind dieses Wagnis eingegangen! Das Ergebnis ist CALLA, ein durch uns gefinishter Single Malt Whisky der Destillerie CAOL ILA.

Das Projekt

Nachdem wir unser erstes Fass von Kilchoman bekamen, waren wir elektrisiert und so voller Tatendrang, dass wir unmittelbar weiter auf die Jagd nach weiteren Fässern gingen. Da wir dem Konzept und Namen der ISLAY CASK COMPANY zu Beginn treu bleiben wollten, kamen für uns nur Fässer unserer geliebten Insel infrage. Fündig wurden wir bei CAOL ILA. Fass Nummer: 311072, destilliert am 5. Juni 2008 – ein Sommerwhisky, jung, wild, ungestüm, mit allen guten Eigenschaften der Küste Islays. Die Grundanlagen haben uns überzeugt, allerdings war dieses Fass noch nicht bereit zur Abfüllung. Zu sehr drängten sich letzte Reste seiner Jugend in den Vordergrund, zu stark überdeckte der Rauch die zarteren krautigen und floralen Aromen, zu schwach waren die Gewürzaromen aus dem Fass, zu wenig komplex und zu kurz verblieb er beim Abgang. Uns war klar – dieser Tropfen braucht noch ein paar Jahre in seinem Fass ODER er bekommt die Möglichkeit, sich aus den Aromen einer anderen Welt zu bedienen. Eine Welt, die in großem Gegensatz zur rauen Insel Islay steht: der Rheingau. Das Tor zum Unesco-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal mit seinen mittelalterliche Burgen, der sagenumwobenen Loreley und einer der besten Weinanbauregionen der Welt! Matthias‘ Freundschaft zu Christian und Dirk vom vielfach ausgezeichneten VDP-Weingut Balthasar Ress brachte uns die Möglichkeit, ein wunderbares Pinot-Noir-Barrique-Fass zu beziehen. Die fruchtigen Aromen mit der deutlichen Fruchtsäure, gepaart mit den würzigen Barrique-Noten erschienen uns als perfekte Ergänzung zum stark rauchigen und wilden Caol Ila. Durch dieses Fass sollte er frische und fruchtige Aromen bekommen, etwas Eleganz und Komplexität, dabei aber seinen rauchigen und inseltypischen Charakter behalten. Vier Monate ließen wir den Caol Ila in seinem zweiten Fass, dann wurde Calla abgefüllt.
Wir waren natürlich sehr gespannt, war es doch unser erstes Fassprojekt, und letztlich kann ein solches Wagnis auch gründlich danebengehen. Doch es hat sich gelohnt! Dass unsere Vorstellungen so trefflich den Weg in die Flasche gefunden haben, macht den CALLA zu einem sehr besonderen Caol Ila, den ihr so noch nie im Glas hattet. Probiert selbst!

Bis dahin helfen euch vielleicht ein paar Tasting-Notes über die Zeit:

Los geht’s … Okay, die Farbe! Ich komme nicht umhin, die Farbe genauer zu betrachten. Gegen das Licht gehalten, leuchtet die Flasche fruchtig rot – Rhabarberkomptt oder Weinbergpfirsisch kommt mir sofort in den Sinn. Schon in der Farbe erkennt man den starken Einfluss des Pinot-Noir-Fasses. Trotz der nur viermonatigen Nachreifung hat das Fass sehr gut gearbeitet und dem CALLA einen prägenden Stempel aufgedrückt.

In der Nase lässt sich mein Gehirn sofort von der Farbe beeindrucken – eingekochte Erdbeermarmelade! Und dann Rauch! Deutlicher Rauch. Ja, ein ganz typischer Vertreter der Insel Islay. Die typische Caol-Ila-Süße verbindet sich mit dem Rauch und bringt Mandeln hervor, die in einer Pfanne mit Zucker karamellisiert werden. Der aufsteigende Alkohol (mit deutlichen 57,9 %) wirkt kühlend und etwas scharf … Eukalyptus? Nein, süßer: vielleicht Kampfer. Aber überdeutlich die Früchte, saure Früchte: Sauerkirsche, Stachelbeere, Rhabarber. Mit etwas Zeit im Glas verstärkt sich mein Eindruck der Marmelade – Erdbeer/Rhabarber. Die Rauchnoten werden etwas milder (meine Nase hat sich an den Rauch gewöhnt). Die Torfigkeit, die Salzigkeit und die Süße bringen mich an den Strand von Islay, wo ein Fischer gerade sein Boot mit frischem Schiffslack anpinselt.

Der erste Schluck

Hui, der ist süß! Und er hat Power! Man, ist der rauchig! Aber fruchtig … Wow! Anders! Mein Gedächtnis will nicht sofort einen Whisky aufrufen, der sich als Vergleich aufdrängt. Die Sherry-, Port- oder Süßweinvertreter der Zunft sind schwerer, auch deren Süße ist irgendwie schwerer. Der CALLA hat eine lebendigere Süße, mehr das Erlebnis aus der Kindheit, wenn Zucker mit Brause gleichzeitig im Mund für gute Laune sorgt. Das liegt wohl an der Fruchtsäure, die merklich nach oben kommt, wenn sich der Rauch am Gaumen etwas legt. Von den Früchten in der Nase setzt sich bei mir Sauerkirsche am stärksten im Geschmack durch.

Der zweite Schluck

Oh, der ist toll. Kräftig, rauchig. Von den Caol Ilas, die mir in den Kopf kommen, erinnert mich die Rauchigkeit am stärksten an den „Moch“. Aber wieder diese fruchtige Süße nach Erdbeermarmelade, das scheint sich in meinem Kopf regelrecht festzubrennen. Die Schärfe, die dem neunjährigen Whisky mit seinen 57,9 % einen kräftigen Antritt verleiht, verbindet sich mit den süßen Noten zu einem indischen Chutney – und dann wird es verrückt: Meine Geschmackserinnerung gräbt Hustensaft aus. Den süßen, alkoholischen Hustensaft meiner Kindheit, der einen schon mal absichtlich hüsteln ließ, um einen Extralöffel abzustauben.

Mit etwas Wasser

Aha, etwas weniger Chili-Schärfe, der Rauch wird weniger, bleibt aber deutlich im Mund. Die süße Erdbeermarmelade tritt etwas nach hinten und überlässt den saureren Fruchtnoten die Bühne. Die Kirsche hat einen viel präsenteren Auftritt: Kirsch-Lollies! Cojak ermittelt bei „Einsatz in Manhattan“ im Fall einer brennenden Marmeladenfabrik … Sehr interessant, normalerweise bin ich nicht der Typ, der fassstarke Whiskys mit Wasser verdünnt. Ich empfinde meist genau diese Stärke als den spannenden Unterschied zu den Standardabfüllungen. Ein paar Tropfen zum Aufschließen der Aromen sind okay, aber verdünnen? Beim CALLA find ich’s super. Er verändert sein Fruchtbild, ohne aber zu sehr an Kraft und Aussage zu verlieren.

Mit Wasser deutlich verdünnt

Gut, jetzt bin ich raus. Nicht, dass das nicht schmecken würde! Er ist jetzt gefällig, weiterhin rauchig und fruchtig, mild. Aber er verliert jetzt die Kraft, die mich an den fassstarken Whiskys so fasziniert. Das ist wie bei einem Thai-Curry – der eine liebt es, der andere schmeckt außer der brennenden Schärfe nichts mehr. Insofern bietet der CALLA auch in Trinkstärke eine tolle Erfahrung, im Vergleich zum ALLIUM verändert er sich allerdings stärker mit Wasser. Um die volle Bandbreite des CALLA zu genießen, wäre hier eine super Gelegenheit, sich mit etwas weniger Wasser der rauen Kraft der Insel Islay zu nähern. Diese wunderbare Insel fasziniert bei schönem Wetter ebenso wie bei Sturm – dies ist wohl eine der trefflichsten Charaktereigenschaften ihrer Whiskys.

Jörg von der ICC

Der Calla steht hier zum Verkauf bereit

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